Gut zu wissen

Segen ist wie Crêpes.

Über Segen und Musik

Segen.
Gibts in verschiedenen Formen und kann theoretisch jeder. Ist gut kombinierbar, geht immer, egal in welchem Milieu und zu welcher Uhrzeit und ist trotzdem immer etwas Besonderes, nie beiläufig wie: Es gibt Nudeln.


Wie müsste also die Musik klingen, wenn ich meinen Gästen die Crêpes bringe? Sicher in Dur und etwas erhaben ohne sich zu wichtige zu nehmen. Es ist ja keine scharf punktierte Französische Ouvertüre, eher fließende Bewegungen. Und es braucht idealerweise etwas Spannung in der Melodie, um es nicht beiläufig klingen zu lassen. Es sind ja Crêpes und keine Aufbackbrötchen. Und in der Musik müsste auch Vorfreude versteckt sein, denn alle wissen ja was kommt und können sich dem Zauber dieses eigentlich doch einfachen Gerichtes nicht entziehen. Voilà, les Crêpes!


Wenn ich mir die verschiedenen Segensliedkompositionen anschaue, haben sich die Komponist*innen anscheinend weitestgehend an die frz. Crêpes-(Musik)-Tradition gehalten. Ob es nun das „Herr, wir bitten, komm und segne uns“ oder Rutters beliebtes Chorstück „The Lord bless you and keep you“, ob es eines der beiden irischen „Möge …“-Lieder oder gar das punkrockige Monatslied „Das leuchtende Band“ ist: alle Stücke sind in Dur, alle sind eher Melodie- als Rhythmusbetont, alle haben stilimmanent besondere Reize, die aber nicht mit einer dicken Puderzuckerschicht überstreut wurden (auch Rutter bitte so nicht musizieren! „schön“ ist nicht gleich „Kitsch“), sondern allenfalls mit einer feinen Prise Salz (der Erde) im Teig bedacht wurden.


Bei allen Beispielen habe ich jedoch auch ein Gegenbeispiel – ausgerechnet aus Taizé in Frankreich – gefunden: „Bless the Lord my Soul“. Es hat zwar auch diese einladende Melodie und diesen wunderschönen Sprung aufwärts zur zweiten Zeile. Aber es steht in Moll. Vermutlich, wissenschaftlich jedoch nicht belegt, sind Crêpes in Frankreich einfach nichts Besonderes.